Mein schwerer Weg ohne Kindergarten | Weshalb ich gegen Kitafrei bin

06. Januar 2019

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*Dieser Beitrag wurde mir anonym von einer Leserin zugesendet. Sie selbst ist ohne Kindergartenbetreuung groß geworden und appelliert aufgrund der wachsenden Beliebtheit der kitafreien Erziehung an alle Eltern: Schickt Eure Kinder in die Betreuung, sie werden es Euch später danken.

Kindergartenfrei: Eine Entscheidung für das Leben

Gerade heut zu Tage ist die Sozialkompetenz so wichtig wie noch nie: Sie bestimmt deine Außenwirkung, deinen Erfolg, zusammenfassend dein jetziges und zukünftiges Leben. Doch wie erlangt man diese essentielle Eigenschaft? Die Grundsteine dafür werden schon in der frühesten Kindheit gelegt. Man beobachtet wie seine Eltern miteinander umgehen, wie sie mit anderen umgehen und falls vorhanden, das Sozialverhalten der Geschwister.

Dass man andere Menschen, also nicht Familienmitglieder, anders behandelt, ist jedoch schwierig nur an Hand von Beobachtungen zu erlernen. Die ersten Schritte in diesem schwierigen Terrain geht man im besten Fall im Kindergarten. Durch früh geknüpfte Freund- und auch Feindschaften lernt man nach und nach seine eigene Außenwirkung kennen, einzuschätzen und auch einzusetzen. Aber was passiert, wenn diese wichtigen Erfahrungen aus bleiben?

Mein schwerer Kindergartenfreier Weg

Leider war es mir aufgrund meiner Familienumstände nicht möglich den Kindergarten zu besuchen. Alles Sozialverhalten, an welchem ich mir ein Beispiel nehmen konnte, war die Interaktion mit meinen Geschwistern, die leider nicht ganz so liebevoll verlief, wie es sich so manche Eltern gerne wünschen. Schon bei der Einschulung hatte ich einen schlechten Start, denn die meisten Kinder und deren Eltern kannten sich bereits aus dem Kindergarten. So stand ich lauter fremden Kindern gegenüber, eingeschüchtert und ohne jede Ahnung, wie ich dort einen Anschluss finden sollte.

Da ich wenig Interaktion mit fremden Kindern erlebt hatte, begann ich mit den Klassenkameraden so zu kommunizieren, wie wir es zu Hause taten. Gerade bei zwei großen Geschwistern fielen dabei Ausdrücke, die ganz sicherlich nicht meinem Alter entsprachen. Schnell wurde ich zur Außenseiterin und die Enttäuschung über die Ablehnung, deren Gründe ich nicht verstand, schreckte mich vor weiteren potentiellen Freundschaften ab.

Defizite für die Ewigkeit?

Es fanden sich letztendlich immer einige Kinder die doch mit mir spielten, doch meist waren dies Kinder mit ähnlichen Defiziten wie ich selbst. Diese Leidensgeschichte sollte sich bis in die frühe Pubertät ziehen. Ganz normale Verhaltensweisen wie das kontrollierte Verhalten nach Außen, lernte ich viel später als meine Mitschüler, so dass die Erfahrungen um einiges schmerzhafter waren, als für ein Kleinkind. Leider lernt man aus den negativen Erlebnissen doch mehr, als aus den positiven. Selbst noch heute, als erwachsene Person, gerate ich hin und wieder in Situationen, welche für mich schwer einschätzbar sind. Natürlich kann man nicht alle Fehlschläge durch eine mangelhafte Erziehung begründen, als erwachsener Mensch trifft man schließlich selbstständig seine Entscheidungen.

Jedoch empfehle ich jedem, seinem Kind die wertvollen Erfahrungen des Kindergartens zu ermöglichen. Gerade in diesen wichtigen Jahren bilden sie die Basis für ein altersgemäßes Sozialverhalten, welches für jeden Menschen essentiell ist, um ein glückliches und erfolgreiches Leben führen zu können.


Nun folgt ein Kommentar meinerseits (Inhaber des Blogs):

Was ein Kindergartenbesuch den Kindern mitgibt

Ehrlich gesagt habe ich lange überlegt, ob ich eventuell nur das letzte Jahr, also das Vorschuljahr des Kindergartens, für meinen Sohn nutze. Für mich war immer klar, dass ich mein Baby nicht in die Krippe geben kann. Unser Kind wäre auch nicht bereit gewesen, im Alter von einem Jahr, von einer anderen Person als uns betreut zu werden. Nach und nach kamen aber Bedenken auf: Wie kann ich ihm am besten mit gleichaltrigen Kindern zusammen bringen und ihm das Gefühl von Gemeinschaft außerhalb der Familie vermitteln?

Wir haben es eine zeitlang mit Kinderturnen ausprobiert – Für mich jedoch nicht der richtige Weg. Die 45 Minuten spielen die Kinder meist nur für sich und es entsteht wenig Kommunikation untereinander. Wir haben Freunde und Familie mit Kindern aber jeder von uns hat einen Job und Treffen, mehrmals die Woche, sind einfach nicht möglich. Also entschieden wir uns um den dritten Geburtstag für den Kindergarten.

Ab wann ist ein Kind Kindergartenreif?

Jede Person hat dazu eine andere Meinung und hat andere Voraussetzungen. Für mich waren ganz bestimmte Punkte wichtig, damit mein Kind und ich mich in einer Einrichtung wohl fühlen.

  • das Kind ist sauber und benötigt keine Windel mehr
  • das Kind kann deutlich das Wort „nein“ aussprechen
  • das Kind kann sich verständigen und seine Grundbedürfnisse äußern
  • das Kind kann laufen
  • das Kind sucht Kontakt zu anderen Kindern

Wichtigkeit des Kindergartenbesuchs

Warum ich einen Kindergartenbesuch als positiv empfinde?

  • das Kind findet seinen Platz innerhalb der Gesellschaft/Gruppe und das außerhalb der Familienstruktur (Der Kleine, die Große, der Ruhige, die Laute)
  • das Kind gewöhnt sich an Strukturen und kann diese auch in der Grundschule anwenden. Beim Grundschulstart kann es den Fokus auf Neues lenken
  • das Kind schließt Freundschaften, welche wohlmöglich in der Grundschule und später bestehen bleiben
  • das Kind hat etwas eigenes nur für sich, es ist ein Kindergarten und kein Elterngarten
  • das Kind spielt und interagiert mit Gleichaltrigen anders als mit kleinen und großen Geschwistern oder den Eltern und Großeltern
  • das Kind lernt von älteren oder weiteren Kindern neue Dinge anders als von Erwachsenen
  • das Kind lernt sich in Alltagssituationen mit Personen außerhalb der Familie zu bewähren
  • man kann als Mutter am Vormittag weiteren kleinen Kindern ungeteilte Aufmerksamkeit schenken
  • man kann als Mutter am Vormittag Hausarbeit erledigen oder im Homeoffice arbeiten und das Kind sitzt nicht gelangweilt daneben

Für mich sind die Punkte: Das Kind lernt in einem Kindergarten von den Erziehern mehr als von uns Eltern, wir können als Eltern dem Kind weniger bieten und die Aussage, dass ich die Zeit mit meinem Kind mehr genieße, wenn man sich über den Tag nicht sieht – VÖLLIGER SCHWACHSINN. Keine dieser Aussagen sollte der Grund für einen Kindergartenbesuch sein.

Wir haben einen wundervollen Kindergarten gefunden, welcher nur in Ausnahmefällen in die Geschehnisse und Streitereien zwischen den Kindern eingreift. Nicht normales Verhalten (nicht Spucken, nicht Schlagen, keine Schimpfwörter) wird dort mit den Kindern angesprochen und besprochen. Es besteht keinerlei Zwang und die Kinder können sich frei entfalten.

Jeder nutzt den Kindergarten anders

Trotzdem sollte uns bewusst sein, dass ein Tag im Kindergarten und dessen Aufgaben und Stress mit einem Vollzeitjob gleichzustellen ist. Zu Hause braucht das Kind Zeit den Tag Revue passieren zu lassen, von den Geschehnissen des Tages zu berichten und runter zu kommen.

Ein Kindergarten sollte nicht den Umgang und Neues erleben und entdecken im häuslichen Umfeld ersetzen. Wir können nicht alles auf Erzieher schieben und uns aus der Affäre ziehen: Der Kindergarten sollte in erster Linie ein Treffpunkt für Kinder sein. Leider ist der Betreuungsschlüssel in vielen Einrichtungen miserabel und ich habe schon Inkognito miterlebt wie unmöglich Erzieher sich gegenüber Kindern benehmen können. Es ist nicht einfach den passenden Platz für ein individuelles Kind zu finden.

Sollte eine Eingewöhnung scheitern ist das kein Beinbruch – Jedes Kind hat sein Tempo.

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12 Gedanken zu „Mein schwerer Weg ohne Kindergarten | Weshalb ich gegen Kitafrei bin“

  1. Mirjam sagt:

    Da hier bisher niemand einen Kommentar hinterlassen hat, möchte ich dies gerne tun. Ich sehe den gesamten Artikel (persönlicher Bericht plus Kommentar) kritisch und will das begründen.
    Zuerst zum persönlichen Bericht. Hier werden „Defizite“ beschrieben die komplett auf einen fehlenden Kindergartenbesuch bezogen werden, wobei die Person lediglich aus ihrer persönlichen Perspektive berichtet und in ihrem Leben keinen Kindergarten besucht hat. Woher will sie wissen, wie es ihr gegangen wäre, WENN sie das getan hätte? Mit meinem Wissen, kann ich sagen: Einfach eine Gleichung aufzustellen wie es hier getan wurde, ist schlicht falsch. Kindergarten ist eben nicht der Ort an dem Kinder einfach alles lernen was sie zum Leben brauchen. Dort sind viele Kinder auf wenig Erzieherinnen, die kaum Zeit haben die Kinder, welche sie kaum kenne, wirklich zu begleiten. Bei sozialen Konflikten müssen sie oft „selber durch“ weil die Erzieherin meist nicht dabei war und die Situation gar nicht einschätzen kann. Gerade Kinder im Kindergarten lernen sehr häufig Schimpfwörter von anderen Kinder. Das Beispiel sehe ich also eher als große Ausnahme. Ich denke, hier liegt ein Problem in der häuslichen Erziehung/Begleitung vor. Sonst nichts.
    Und nun zum Kommentar: Mir scheint als würde das thema hier nur sehr oberflächlich behandelt. Wenn man schon kindergartenfreies Leben kritisiert, dann sollte man sich auch mit den Fakten befassen und nicht einfach Argumente, die allgemein vermittelt werden, aufzählen. Denn diese halten, bei geanuerer Betrachtung, nicht stand. 1. Kinder finden im Kindergarten oft nicht den Platz der zu ihnen passt. Dafür ist es dort zu laut, zu voll, zu viele Regeln, zu wenig individualisierung. 2. Das Kind MUSS sich zwangsweise an Strukturen gewöhnen. Ob das für sein Alter angemessen ist, sei dahingestellt. Dass Kinder, die nich tim Kindergarten waren dann generell Probleme in der Schule haben ist nicht nachgewiesen. Eher gengeteiliges. 3. Das Kind kann sehr gut auch Freundschaften ohne Kindergarten schließen. Unsere 2-jährige Tochter hat sogar schon Freunde an denen sie sehr hängt. Man vergräbt sich ja nicht den ganzen Tag in der Wohnung. Es gibt ein großes Kindergartenfrei-Netzwerkt mit HIlfe dessen man eine Menge gleichgesinnte Familien finden und treffen kann. 4. Dass Kinder mit Gleichalterigen spielen ist kritisch zu sehen (Stichwort Gleichaltrigenorientierung), wird aber heutzutage als positiv dargestellt. Kinder sind dafür gemacht mit Geschwistern unterschiedlichen Alters zu spielen. Und die letzten Argumente betreffen die Mutter – nicht das Kind und fallen damit für mich unter den Tisch.
    Liebe Grüße von einer viel belesenen Mama 🙂
    Ich empfehle Artikel und Literatur zum Thema Bindungsorientieres Aufwachsen und Bedürfniszentriertes Erziehen.

    1. Laura sagt:

      Hallo Miriam,

      ich bin auch sehr belesen in diesem Thema und bin trotzdem der Meinung: Kindergarten ab einem gewissen Alter ist ein Muss (vielleicht hast Du dieses soziale Umfeld – Ich kenne kaum wen bei dem das so ist). Nicht täglich, nicht für 8 Stunden aber regelmäßig für ein paar Stunden so drei-vier Mal die Woche finde ich sehr sehr gut.

      Ich finde es wird Kindern sehr viel genommen.

      Liebe Grüße

    2. Jana Hoffmeister sagt:

      Liebe Mirjam danke für deine Worte ich sehe das genauso. In unserem Fall ist es so das unsere kleine jetzt 4 mehr wissen hat als gleichaltrige Kita Kinder. Liegt wohl auch daran das auch die Eltern, Oma und Opa sich mit dem Kind beschäftigen was in der Kita viel zu kurz kommt, mich stört auch die Fremdbestimmung und die freie Entwicklung kann gar nicht stattfinden. Spielen wann die Kinder wollen unterliegt einem Zeitplan und ganz furchtbar das Kita essen. Eine Oma die ihr Enkel liebt

  2. Jessica sagt:

    Hallo Laura,

    ich finde es immer wieder ein interessantes Thema, da es uns auch betrifft. Schon in der Schwangerschaft stand fest, das mein Sohn erst mit 3 den Kindergarten geht. Das war die beste Entscheidung, er war mit 1 und 2 Jahren definitiv nicht so weit, das er ohne einen von uns bei irgendwem blieb. Mittlerweile ist das kein Problem mehr. Jetzt ist er 3 und jetzt geht der Kampf um einen Platz los. Anfangs hat es mir große Bauchschmerzen bereitet, was ist wenn wir keinen Platz bekommen, somit habe ich mich mehr damit auseinander gesetzt, vor allem auch mit Eltern deren Kinder Kindergartenfrei in die Schule gekommen sind. Da es genau der Punkt ist, um den ich mir große Gedanken mache. Dabei treffen wir uns regelmäßig mit Freunden, deren Kinder auf die gleiche Grundschule gehen werden. Eigentlich brauchen wir keine Betreuung, trotz allem werden wir für das letzte Jahr schauen wie wir es machen. Zu dem Thema Kinder lernen dieses und jenes im Kindergarten, halte ich für absurd. Wir leben es vor, sie sehen bei uns wie wir Konflikte lösen, wie wir miteinander umgehen. Durch das treffen mit Freunden und deren Kindern, wird auch in der Gruppe gespielt oder auch gegessen. Oder wenn wir auf dem Spielplatz sind, sucht er sich selber jemanden aus mit dem er spielen möchte und das sind oft Kinder außerhalb unserer Gruppe. Ständig bekomme ich zuhören, das mein Sohn so toll ist und so sozial, obwohl er nicht in den KiGa geht. Mittlerweile bin davon sehr genervt, wenn wir als Eltern unseren Kindern soziale werte nicht vermitteln können, dann läuft was gewaltig schief. Da sind wir bei dem Leserbrief zuhause wurden die falschen werte vermittelt, in dem Fall hätte ein KiGa bestimmt sehr geholfen. Weshalb bei uns die Städtischen Kindergärten nicht nur an Berufstätige einen Platz vergeben sondern auch an diejenige die aus Sozial schwachen Familien kommen. Wobei ich mich frage an was sie das festmachen möchten? „Nur“, weil jemand Hartz 4 bezieht, ist er ja nicht gleich sozial schwach. Da hat man wohl auch das Bild von den ganzen Sendungen im Kopf. Sie sollten sich die Familien anschauen und dann entscheiden. Sorry ist etwas länger geworden. Liebe Grüße Jessica von Pottmama

  3. A. B. sagt:

    Wir haben u s nun beim dritten Kind dazu entschieden, es aus den Kindergarten zunehmen, nachdem es nun im zweiten Kindergarten ging. Genau aus den genannten positiven Gründen, haben wir uns dazu entschlossen.
    Unser Kind bekommt dort keine feste Struktur, weil es dort ein offenes Konzept erlebt. Keine feste Essenszeiten, wenn es nicht frühstücken möchte muss es dort nicht essen. Teilweise hat sie dort unter Zeitdruck gegessen I. D schlingt grundsätzlich alles in sich hinein und runter. Der Umgang ist dort unter den Kindern auch nicht der Beste und keines dieser Kinder wird mit ihr auf eine gemeinsame Schule kommen. Unser Kind hat teilweise ganz andere Interessen als die anderen Kinder.
    Und nein… es benötigt keine Förderung oder ähnliches…. Es ist vollkommen gut entwickelt, nur halt anders als andere. Durch zwei ältere Geschwister und viel Zeit von uns Eltern ist es teilweise weiter als die Freunde im Kindergarten…
    (Wir sind beide berufstätig!) Es gibt bei uns feste Strukturen und trotzdem kann sich unser Kind frei entwickeln und kann sich jederzeit eine Auszeit nehmen. Wie schränken es nicht ein, es gibt kein Zwang von Aussen. Es muss nicht um 18 Uhr im Bett sein, damit es um 6 aufstehen kann. Damit es unter Zeitdruck in den Kindergarten geschoben werden kann und ich als Mutter dann abgehetzt auf der Arbeit erscheine. Es lebt viel freier ohne vorgegebene Zeiten von Aussen und das brauchen wir auch gar nicht. (Nur um mit dem Strom zu schwimmen?) Wir haben unsere Kinder nicht bekommen um sie in und nach diesen bestehenden System groß zu ziehen. Aufgezwungene Alltagsabläufe….. Klar muss es auch später nach vorgegebener Struktur leben, aber nach der Selbstbetreuung wird unser Kind stark genug sein um damit zurecht zu kommen. Weil es weiß, daß es so gut ist, wie es ist. Es kann die tiefe Eigenentwicklung entfalten und somit die Persönlichkeit stärken.
    Das was immer kritisiert wird…. Der soziale Kontakt zu gleichaltrigen…. Die ja nach Annahme der Gesellschaft nur in einer Einrichtung geschlossen werden kann.
    Unser Kind ist sehr sozial und entscheidet selbst mit wem es Kontakt aufnimmt und mit wem es keinen Kontakt haben möchte. Da wir immer viel unterwegs sind und auch viel auf Campingplätzen sind, lernt es immer wieder auf neue Personen zu zugehen, sich an neue Umgebungen anzupassen. Es hat keine Hämmungen trotz manche Sprachbarrieren mit den Kindern zu spielen. Es bekommt sogar die Chance spielerisch Sprachen zu lernen und bekommt von keinem Erzieher gesagt, dass es bitte nur deutsch sprechen soll.
    Für uns ist es gut so wie es ist. Wir haben für uns einen Weg gefunden, um unser Kind gesund aufwachsen zu lassen.

    1. Elisabeth Trojan-Lessiak sagt:

      Finde ich gut und es freut mich, dass es auch solche Beispiele in der Gesellschaft gibt!:-) Liebe Grüße

    2. Jana Hoffmeister sagt:

      Dein kommentar ist Klasse finde ich genauso… Danke damit habe ich das Gefühl alles richtig zu machen.

  4. Ingo sagt:

    Ich war vor 40 Jahren selber nur ein Jahr im Kindergarten im Alter von 4. Davor war ich ein Jahr von meine Mutter getrennt und wuchs bei anderen Verwandten ohne Kindergarten auf. Im Alter von 5 zog unsere Familie innerhalb der Stadt um. Mein Kindergartenplatz war weg. Vor unserer Haustür gab es einen Kindergarten, den ich nicht besuchen durfte. Ich weiß bis heute nicht warum. In der Zeit fragte ich mich, wieso die da drin sein dürfen und ich draußen bleiben muss. Ich fühlte mich ausgeschlossen. Dieses Gefühl begleitet mich mein Leben lang und war in meiner ersten Lebenshälfte besonders schlimm. Ich war jahrelang viel kindlicher als die anderen, in der Grundschule sehr anhänglich, und meine schulischen Leistungen waren mittelmäßig bis schlecht. Ich hatte in der Realschule keinen ausreichenden Wortschatz und konnte mich bis in meiner Jugend nicht gut ausdrücken. Meine dürftigen Leistungen konnte ich durch Inselbegabungen, in denen ich überdurchschnittlich gut war, ausgleichen. Dennoch reichte das in der Sek II nicht aus, wo meine Leistungen so schlecht waren, dass ich die Klasse nicht wiederholen durfte und von der Schule flog. Mit fatalen Folgen für meinen kompletten Lebensweg. Seit einigen Jahren ist mit klargeworden, wie negativ sich die fehlende frühkindliche Bildung auswirkt. Und seitdem leide ich an einer Posttraumatischen Belastungsstörung und frage mich immer wieder, wie mein Lebensweg gelaufen wäre, wenn ich von klein an dieselben Chancen gehabt hätte. Eltern wissen nicht, was sie ihren Kindern antun, wenn sie ihnen diese Bildungsmöglichkeit verwehren.

    1. Lisa sagt:

      Entschuldige Ingo, bitte beschäftige dixh intensiv mit deiner Kindheit. Unter Fünf Jahren von seiner Mutter getrennt Leben zu müssen, ist Bindungorientiert sehr kritisch und kann dir da ein Stück Boden unter den Füßen gerisaen haben.
      Dein Wunsch nach Kindergarten, kann auch der Wunsch nach fester Struktur, halt und das Bedürfniss mit gleich altrigen Kinder gewesen sein.
      Eine Traumatherapie wär durch aus Möglich und angebracht. Die ersten 5 Jahre deines Lebens sind sehr wichtig und entscheiden über die Glaubenssätze deines ganzen Lebens.
      Ob Kitafrei und Betreuung im festgelegten Rahmen, beides kann bereichern und vernichtend sein.

    2. Sara sagt:

      Es tut mir Leid, dass sie so schlechte Erfahrungen machen mussten. Ich bin selbst Erzieherin und ich kann Ihnen sagen, dass die meisten Kinder lieber bei den Eltern wären und der Effekt „Ich werde abgeschoben“ um einiges fataler werden kann. Es erzeugt eine unsichere Bindung für das ganze Leben. Ich denke bei Ihnen ist eher das Problem, dass sie Beziehung zu den Eltern nicht gut war. Bei solchen Fällen ist eine Kita natürlich das kleinere Übel. Ideal ist es aber auch nicht. Ihre Probleme wären heute dieselben, wenn sie eine Kita besucht hätten. Die Kinder mit Sprachbarrieren können Erzieher bei 10-15 pro Gruppe genauso wenig aufgefangen werden, trotz Förderstatus. Haben sie also kein schlechtes Gewissen. Kinder mit sozial-emotionalen Störungen gibt es in der Kita heutzutage sogar noch viel mehr, als früher. Das kommt alles von zu Hause. Wir haben immer versucht diesen Kindern zu helfen. Vergeblich. Wir konnten die seelischen Schmerzen nur für diese Zeit lindern, aber nicht beheben. So wäre es auch bei Ihnen. In der Schule eskaliert dann alles, weil die Lehrer keine Zeit mehr haben mit den Kindern zu kuscheln, Ihnen zu zu hören etc. Es ist ein Trugschluss, dass Kinder aus der Kita es in der Schule leichter haben. Kann Ihnen vieles dazu erzählen. Alles Gute!

      1. Ingo sagt:

        Danke, dass noch eine Antwort gekommen ist, aber ich muss hier etwas widersprechen. Wo wäre denn das Problem gewesen, Vormittags in der Kita zu sein (die vor der Haustür war) und nachmittags bei den Eltern? Dieses Gefühl „die sind da drin und ich bin draußen“ war sehr schmerzhaft und hat mich meine ganze Kindheit und Jugend verfolgt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass mir meine sprachlichen Lücken erspart geblieben wären, alleine durch die Möglichkeit mit anderen Gleichaltrigen zu kommunizieren. Ich Eine unsichere Bindung zu meiner Mutter habe ich ohnehin mein ganzes Leben und inzwischen ist eine lebenslange Depression und diagnostiziert und als Schwerbehinderung , weil ich unter den negativen Folgen dieser Lücken in meiner Biographie mein Leben lang leide.
        Mein Verhältnis zu meiner Mutter hat sich noch mehr verschlechtert, weil ich mit Verbitterung und Wut zurückschaue mit dem Gefühl, dass mir Bildungschancen genommen wurde, noch bevor ich eingeschult wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Probleme eben bei einer gleichen sprachlichen Förderung heute nicht dieselben werden. Ich bin in sehr vielen Dingen im Leben ein Spätzünder und musste feststellen, dass im sprachlichen Bereich sogar überdurchschnittlich begabt bin! Das hat sich aber erst als Erwachsener offenbart, nachdem ich sehr viel nachholen konnte. Welche schulische Karriere hätte ich bei einer gleichen Förderung vorweisen können? Mag sein, dass manche Kinder ohne KITA keine Nachteile in ihrer Entwicklung zu befürchten haben. Ich zweifle aber, dass dies auf Kinder aus bildungsfernen Haushalten zutrifft.

      2. Ingo sagt:

        Nachtrag: Wenn Kinder in einer KITA sich abgeschoben fühlen, wie soll das denn erst recht in der Grundschule sein? Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Einschulung traumatisch war; im Gegenteil: Ich weiß, dass ich als Kind sehr gerne in die Grundschule und mich sogar freute, wenn die Ferien vorbei waren und es dann wieder in die Schule ging. Es ist doch offensichtlich, dass vor der Grundschule der Mangel an Kontakten belastend gewesen sein muss, der durch die Einschulung behoben sein musste.
        Auch kann ich mich nicht erinnern, dass man damals den ganzen Tag in der KITA war; in der Grundschule schonmal gar nicht. Um 13h war Schluss, man ging mit den Kameraden zuFuß nach Hause. Nachmittags hat man draußen gespielt. Das Konzept einer Ganztagsschule (und KITA) gab es in meinem Umfeld damals zumindest nicht. Deshalb kann ich den Einwand des „Abgeschoben Werdens“ nicht nachvollziehen. Die Väter waren ganztags tätig, die meisten Mütter daheim oder in Teilzeit tätig. Nach 13h waren die Kinder wieder daheim.

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