Ich wusste, dass es die Möglichkeit der ambulanten Geburt gibt, da meine Mutter schon meine kleine Schwester so entbunden hatte. Ich selbst kann mich noch erinnern, wie meine Mutter mit meiner kleinen Schwestern nach wenigen Stunden nach Hause gekommen ist.
Als ich selbst schwanger wurde, ist dieses Bild der ambulanten Geburt verschwommen, aber vergessen war diese Möglichkeit nicht. Von allen Seiten hieß es nur: Hast Du schon einen Geburtsvorbereitungskurs? Hast Du schon eine Hebamme? Wo wirst Du entbinden? Über die ambulante Geburt wurde kein Wort verloren.
Da ich ein Typ wie meine Mutter bin: So viel wie nötig – so wenig wie möglich, war auch ziemlich früh für mich klar, dass ich ungerne eine Vor- und Nachsorge Hebamme haben möchte, dass ich so wenig Zeit wie möglich im Krankenhaus verbringen möchte und so gut wie keinen Besuch empfangen möchte. Ein Vorhaben hat geklappt, zwei leider nicht.
Bei uns in der Region gibt es gar keine Alternativen, hier entbindet man im Regelfall im Krankenhaus. Geburtshäuser und Hausgeburten sind extrem rar. Wie lange sollte man eigentlich im Krankenhaus bleibt? Natürlich drei Tage. So wurde es mir von allen Seiten suggeriert. Über die ambulante Geburt wurde nie geredet, sie wurde förmlich verschwiegen, als ob es diese Möglichkeit gar nicht geben würde.
Als ich für mein zweites Baby die ambulante Geburt in Erwägung gezogen habe, wurde ich von vielen Seiten schief angeschaut und fast immer gefragt, ob ich mir denn wirklich ganz sicher bin. Gerade, weil ich mich bewusst gegen eine Vor- und Nachsorgehebamme entschieden habe. Hier könnt Ihr den Geburtsbericht meiner ambulanten Geburt nachlesen.
Leider wurde mir kontinuierlich in meinem Umkreis ein schlechtes Gewissen gemacht, anders als im Internet. Auf Instagram war die Zustimmung sehr groß und ich wurde mit positiven Erfahrungen überschwemmt. Gute Ratschläge und Tipps haben mir den Mut gegeben den Weg zu gehen.
Viele Fragen schwirren einem durch den Kopf, wenn das Thema ambulante Geburt im Raum steht. Aus dem Grund habe ich die wichtigsten Fragen einmal gesammelt und beantwortet.
Natürlich darf auch die erste Geburt ambulant erfolgen. Jede Frau, die es sich zutraut, kann sich selbst entlassen.
Es wird geraten mindestens vier Stunden im Krankenhaus zu bleiben. In dieser Zeit zeichnen sich eventuelle Probleme bei Mutter oder dem Neugeborenen ab. Sollte man sich aber wohler fühlen länger im Krankenhaus zu bleiben, ist das gar kein Problem. Ihr könnt Euch jederzeit auf eigene Gefahr entlassen.
Nein. Auch wenn es des Öfteren suggeriert wird, dass man nur mit einer Vor- und Nachsorgehebamme ambulant entbinden kann – Dem ist nicht so. Man ist nicht verpflichtet eine Hebamme nach der Geburt bei sich zu haben. Man sollte sich nicht vom Krankenhaus oder dem Gynäkologen bedrängen lassen. Es gibt kein Gesetzt, das einen zwingen kann im Krankenhaus zu bleiben, nur weil man keine Hebamme hat. Sollte man sich jedoch mit einer Hebamme wohler und sicherer fühlen, sollte man sich auf jeden Fall frühzeitig eine suchen.
Die U2, das sogenannte Neugeborenenscreening, wird normalerweise zwischen dem 3. und 10. Lebenstag (spätestens jedoch bis zum 14. Lebenstag) durchgeführt. Sollte man drei Tage im Krankenhaus bleiben, wird die U2 meist am Entlassungstag gemacht.
Wenn man sich für eine ambulante Geburt entscheidet, muss man sich selbstständig um einen Kinderarzt, der die U2 durchführt, bemühen. Das rate ich bis spätestens knapp 6 Wochen vor der Geburt zu machen. Sollte sich kein Arzt bereit erklären die U2 zu machen, muss man sich an seine Krankenkasse wenden. Sollte es trotzdem zu Problemen kommen, würde ich vor der Geburt einen Termin mit dem Chefarzt der Gynäkologie im Krankenhaus vereinbaren und mir schriftlich geben lassen, dass man für die U2 noch einmal in das Krankenhaus kommen kann.
Aber keine Panik: Meist findet sich ein Kinderarzt, der einem in dieser Situation zur Seite steht! Einige Kinderärzte machen sogar Hausbesuche, damit die kleine Familie sich nicht auf den Weg machen muss.
Die meisten Babys kommen gesund zur Welt. Doch etwa eines von 1000 Kindern leidet an einer seltenen angeborenen Störung des Stoffwechsels, der Organfunktion oder an einem Hormonmangel. Unbehandelt können diese Erkrankungen zu bleibenden Behinderungen, geistigen und körperlichen Einschränkungen führen oder manchmal sogar lebensgefährlich sein. Deshalb wird in Deutschland flächendeckend der Stoffwechseltest angeboten. Die Blutprobe wird normalerweise zwischen der 36. und 72. Lebensstunde auf die Karte gedrückt. Dies geschieht bei einem stationären Aufenthalt im Krankenhaus noch vor der Entlassung – Dies läuft natürlich bei einer ambulanten Geburt anders.
Sollte man eine Nachsorgehebamme haben, gibt es drei Möglichkeiten. Entweder holt man sich vor der Geburt den fertigen Stoffwechseltest, unterschrieben vom Kinderarzt. Hier muss nur noch die Hebamme das Blut von der Ferse „abnehmen“ und kann direkt den Test versenden. Eine andere Möglichkeit ist es den Test mit der Hebamme zu machen und diesen später bei der U2 vom Kinderarzt unterschreiben zu lassen. Die dritte Möglichkeit ist, dass man alles direkt beim Kinderarzt zur U2 machen kann.
Nun kommen wir zum Stoffwechseltest ohne Nachsorgehebamme. Hier gibt es nur einen Weg: Man muss schon vor der Geburt mit dem Kinderarzt absprechen, dass man unbedingt zur U2 den Stoffwechseltest machen möchte. Genau dieses Problem hatten wir nämlich bei unserer ambulanten Geburt. Wir hatten keine Hebamme, unser Kinderarzt hat sich geweigert und das Krankenhaus hat uns bereits entlassen. Zum Glück sind wir an eine Hebamme gekommen und haben vom Krankenhaus das Material für den Stoffwechseltest erhalten. Uns war es nicht bewusst, dass ein Kinderarzt sich weigern könnte diesen Test zu machen. Nachher ist man immer schlauer! Sollte jemand sich extrem Quer stellen, meldet diese Person bitte bei der Ärztekammer.
Was genau ist eine PDA? Zuerst wird die Haut rund um die Einstichstelle desinfiziert und lokal betäubt. Als nächstes wird eine Hohlnadel mit Katheter zwischen zwei Dornfortsätze der Lendenwirbel bis in den Periduralraum, der das Rückenmark umgibt, eingeführt. Durch den Katheter gelangt das Anästhetikum in den Periduralraum. Im Periduralraum verhindert das Betäubungsmittel der PDA ein Weiterleiten des Schmerzgefühls über die Nerven zum Gehirn. Die Wirkung der PDA tritt etwa 15 bis 20 Minuten nach Einlass des Anästhetikums ein. Es gibt drei verschiedene Arten von PDAs klassische PDA, kontinuierliche PDA und die Walking Epidural.
Es ist möglich nach einer gelegten PDA ambulant zu entbinden. Der PDA-Katheter wird im Kreißsaal entfernt und meist ist die Wirkung nach vier bis sechs Stunden abgeklungen und man könnte den nach Hause Weg antreten.
Man darf nicht vergessen, dass eine PDA ein großer Eingriff am Körper ist, welcher auch mit nachträglichen Nebenwirkungen einher gehen kann. Ich persönlich würde keine PDA in Betracht ziehen.
Nein, ein Dammschnitt oder Dammriss ist kein Gründe, dass man stationär im Krankenhaus bleiben muss.
Ja, man kann spontan seine Meinung ändern und sich stationär aufnehmen lassen. Ich habe damals auch klar bei der Anmeldung gesagt, dass ich gerne ambulant entbinden möchte. Sollte es jedoch zu Schwierigkeiten kommen, möchte ich ein Familienzimmer.
Das Screening wird in den ersten Lebenstagen empfohlen. Hier sollte man im Vorfeld mit dem Kinderarzt besprechen, wo und wann das Neugeborene auf auf mögliche Hörstörungen getestet wird. Einige Kinderärzte können diese spezielle Untersuchung selbst durchführen, andere müssen das Kind zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt überweisen.
Das Thema würde ich vorher mit der Klinik absprechen. Wenn man vier Stunden im Kreißsaal bleibt, wird der Papa bleiben. Ich würde mich halt dann nicht stationär in ein Zweibettzimmer aufnehmen lassen. Man kann von den anderen Patienten nicht erwarten, dass sie nachts eine frisch gebackene Mama, Baby und Partner vier Stunden hören und sehen muss. Meist liegen dort andere Mamas, die Schlaf und Ruhe benötigen.
Man wird aber eine Lösung finden.
Ja, kann man. Hier würde ich aber klar abwägen wer die gesundheitlichen Probleme hat. Wenn das Kind Probleme hat, müsste man direkt eine Neostation aufsuchen und sich zusammen mit dem Kind aufnehmen lassen.
Sollte es dem Baby gut gehen: Ja. Ich selbst habe dieses Fall gehabt und es war nie ein Thema bei der Entlassung. Sollte das Baby jedoch in den ersten vier Stunden Probleme haben, würde ich das beobachten lassen.
Akute Notfälle als Folge von grünem Fruchtwasser kommen nur sehr selten vor. Auch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durch grünes Fruchtwasser ist selten. Im Fall der Fälle wird diese aber mit einem Antibiotikum behandelt.
Warum ist diese Frage so wichtig? Ab 4000g kann es zu Komplikationen beim Blutzuckerspiegel des Babys kommen.
Von einer Unterzuckerung nach der Geburt (neonatale Hypoglykämie) spricht man, wenn der Blutzucker des Neugeborenen auf 35 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) absinkt. Der Glukosegehalt im Nabelschnurblut entspricht zirka 70 Prozent des Gehalts im mütterlichen Blut. Nach der Geburt sinkt dieser Wert zunächst auf etwa 50 bis 60 mg/dl und steigt ab dem dritten Tag wieder an.
Die Häufigkeit einer Unterzuckerung nach der Geburt hängt vom Geburtsgewicht und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Babys ab. Bei gesunden Neugeborenen beträgt die Häufigkeit einer Hypoglykämie zwei bis vier Prozent, bei Frühgeborenen fünf bis zehn Prozent und bei Neugeborenen mit einer Mangelversorgung und Mehrlingen mit verringertem Wachstum bis zu 20 Prozent.
Was heißt das jetzt genau? Wenn in der Familie schwere Kinder normal sind oder die Größe und das Gewicht zusammenpassen, braucht man keinerlei Sorge haben. Wenn man jedoch Bedenken hat, sollte zwei- bis dreimal der Blutzuckerwert des Babys überprüft werden. Sollte sich nach sechs Stunden keine niedrigen Werte bewahrheiten, würde ich das Krankenhaus verlassen.
Die Gestationsdiabetes wird bei einigen Frauen diagnostiziert und auch hier kann es zu einer Unterzuckerung (neonatale Hypoglykämie) beim Baby nach der Geburt kommen (siehe vorherige Frage).
Allgemein wird geraten mit dem 24 Stunden unter Beobachtung im Krankenhaus zu verbringen. Das Thema Gestationsdiabetes ist eh sehr umstritten und sollte deswegen individuell betrachtet werden. Sollte es zu keiner Unterzuckerung bei meinem Baby innerhalb von sechs Stunden gekommen sein, würde ich persönlich das Krankenhaus verlassen.
Habt Ihr ambulant entbunden oder es in Zukunft vor? Habt Ihr noch weitere Fragen zur ambulanten Geburt?
Hier findet Ihr noch einen interessanten Beitrag mit Tipps zum Geburtsplan – Meine persönlichen Tipps und auf was ich mir Wünsche.
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Hallo… Ich weiß nicht ob sich in den Jahren was geändert hat, aber ich habe 3 ambulante Geburten in verschiedenen Krankenhäusern und wäre OHNE Nachsorgehebamme in keiner Klinik entlassen worden. Ich musste die Daten der Hebamme mit angeben.
Auch hatte ich ein Kind mit über 5 kg, was aber zur Größe gepasst hat. Durfte hier auch erst nach 24 Stunden gehen, weil der Zuckerwert überwacht werden musste.
VG
Mmhhh 🤔 Kann meinen vorher abgegebenen Kommentar gar nicht mehr sehen…
Also ich habe in 3 unterschiedlichen Kliniken entbunden und durfte diese NICHT ambulant verlassen ohne die Daten der jeweiligen Nachsorgehebammen anzugeben.
Auch durfte ich bei einem Kind, dass über 5 kg wog und Maße und Gewicht zueinander gepasst haben, die Klinik nicht vorzeitig verlassen. Wir mussten 24 Stunden zur Beobachtung des Blutzuckers da bleiben.
VG