Plötzlich kein Einzelkind mehr – die Gedanken einer Bald-Zweifach-Mama

06. Februar 2018

Da liege ich und blicke auf das wunderschöne Meer vor mir. Die Sonne streichelt meinen mittlerweile doch schon sehr runden Babybauch (30. SSW) und ich schaue meinen beiden Männern beim Plantschen zu. Es wird wild getobt, in die Wellen gesprungen und natürlich vor Freude gequietscht. Meine Männer – das sind mein Mann Steffen und unser Zweijähriger Sohn Demian.

Insgesamt 6 Wochen sind wir diesen Winter dem kalten Deutschland entflohen und lassen die Seele in Thailand baumeln. An sich nichts Aussergewöhnliches bei uns, denn wir sind eine Reisefamilie. Wir sind nicht durchgehend unterwegs, sondern machen Pausen in Deutschland und haben hier unsere „Homebase“. Dennoch ist diesmal alles anders. Es ist unser Babymoon, bevor im April unser zweites Baby das Licht der Welt erblickt. Und gleichzeitig unsere letzte Reise zu dritt mit unserem „großen“ Jungen. Unserem Erstgeborenen. Unserem Einzelkind, zumindest für den Moment. Und genau das lässt mich gedanklich zur Zeit ganz schön „abschweifen“.

Der Wunsch nach dem zweiten Kind

Ich habe mir schon seit ich denken bzw. Puppen spielen kann zwei Kinder gewünscht. Das blieb auch so, als ich mit meinem Mann zusammen kam. Uns beiden war schon immer klar, dass es zwei werden sollen. Ein Einzelkind, nein, das wollten wir nicht. Und das obwohl ich eigentlich ein sehr glückliches Einzelkind-Dasein erleben durfte. Mit vielen Freunden und voller Aufmerksamkeit beider Elternteile. Ich kann tatsächlich sagen, dass ich mir nur in sehr seltenen Momenten einen großen Bruder gewünscht habe (bloß keine jüngeren Geschwister!).

Es hat auf Anhieb geklappt und im Sommer 2017 durfte ich einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen halten. Unser kleiner Junge würde schon bald großer Bruder werden! Unsere Familie wird komplett sein und wir werden die Welt nicht mehr als Trio, sondern als Quartett bereisen. Ach wie schön! Wir tauchten ein in unsere kleine perfekte Welt, voller Vorfreude, Glück und den schönsten Vorstellungen, wie es wohl werden wird, zwei Kinder zu haben.

Wehmütigkeit stellt sich ein

Und ja, es ist nach wie vor – mittlerweile bin ich im dritten Trimester – wunderschön und wir könnten nicht glücklicher sein. Und doch sind da Momente, in denen ich meinen Sohn anschaue und wehmütig werde. Allein durch unseren Wunsch, noch ein Kind zu haben, wird er seine Rolle als unser absoluter und einziger Mittelpunkt verlieren. Er wird die „Alleinherrschaft“ ablegen und diese schon bald mit einem weiteren Familienmitglied teilen müssen. Ich weiss, dass das jetzt irgendwie dramatisch klingt. Und fast schon ziemlich lustig. Als wäre er der Prinz auf einem Thron und würde nun gestürzt werden. Aber ist es nicht in gewisser Weise genauso? Wir leben sehr bedürfnisorientiert. Und das bringt einfach mit sich, dass man dem Kind extrem viel Aufmerksamkeit und Zeit widmet, finde ich. Wir sind 100% an seiner Seite.

Er wird nicht fremdbetreut und kommt voraussichtlich auch nicht in den Kindergarten (u.a. bedingt durch unseren Lebensstil und die Langzeitreisen). Er kennt es nicht, dass er uns teilen muss. Nicht einmal annähernd. Und egal, wie wir uns versuchen werden in zwei zu teilen – er wird ab April damit leben müssen, dass nun noch ein weiteres Kind zu seinen Eltern gehört. Und ihn hat keiner gefragt, ob er das möchte. Er küsst meinen Bauch und legt seine kleine Hand darauf, um die Bewegungen seines Geschwisterchens zu spüren. Ohne die leiseste Ahnung zu haben, was da für eine Veränderung auf ihn – und uns alle – zukommt. Keiner hat ihn gefragt. Seine Eltern haben einfach beschlossen, noch ein Kind zu haben. So simpel und doch so… unfair?

Liebe wird nicht geteilt, sondern verdoppelt

Sind es die Hormone, die mich da so grübeln lassen? Wahrscheinlich. Ganz sicher sogar. Und wohl auch die Tatsache, dass ich selbst keine Geschwister habe. Ich habe und hatte immer ein sehr enges Verhältnis zu meinen Eltern. Wir waren immer ein eingeschworenes Team und so ist für mich die Konstellation Papa-Mama-Kind einfach sehr vertraut. Und schön. Ich wollte sie nicht missen! Und dann unwillkürlich dieser blöde Gedanken: Und mein Sohn darf es nicht erleben. Es ist verrückt, oder? Und ziemlich doof. Das finde ich ja selbst, wenn ich es unter einem anderen Winkel betrachte.

Denn diesen anderen Blickwinkel gibt es und genau dieser ist es, der mich dann auf der anderen Seite mit Glück und Zuversicht füllt. Unsere Liebe werden unsere beiden Kinder nämlich nicht teilen müssen, denn die wird sich verdoppeln! Ich kann förmlich spüren, wie es sein muss, zwei Geschöpfe gleich zu lieben. Eltern können das! Die Sache mit den 100% Aufmerksamkeit bereitet mir nach wie vor Kopfschmerzen – ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man das löst. Ein Baby verlangt einem furchtbar viel ab, aber genau so auch ein 2,5 jähriger! Das wird spannend. Aber ganz sicher nicht unmachbar. Wir werden Kompromisse finden, die keinem weh tun, da bin ich mir sicher.

Ein Team für das gesamte Leben

Und dann denke ich weiter an die Zeit, wenn sich alles ein bisschen eingespielt hat. Wenn wir in unserem Leben zu viert angekommen sind. Hey, unsere Kinder werden nicht nur uns Eltern haben, sondern sich gegenseitig! Eine vertraute Seele, die sie schon immer in ihrem Leben haben, seit sie denken können. Sie werden gemeinsam lachen, weinen, sich in den Wahnsinn treiben und streiten. Und damit fürs Leben lernen. Sie werden einen Verbündeten gegen Mama und Papa haben, wenn es mal sein muss. Sie werden gemeinsame Entdeckungen auf unseren weiteren Reisen machen und immer einen Spielgefährten an ihrer Seite haben. Sie werden ein Team sein, mal mehr mal weniger (so ist es ja nun mal unter Geschwistern), aber ich bin mir sicher, wenn es darauf ankommt, werden sie für einander da sein.

Und genauso werden wir vier ein noch größeres und stärkeres Team werden! Und wenn wir im Meer plantschen, so wie heute, dann wird es noch lauter und wilder zugehen! Weil vier fröhliche Kinderfüße den Strand entlang um die Wette rennen werden. Oh wie sehr freue ich mich für meine Kinder, dass sie das alles gemeinsam erleben werden. Ein Lächeln macht sich ganz breit in meinem Gesicht, wenn ich mir diese Zukunft ausmale. Und genauso möchte ich das Abenteuer „Zweifachmama“ angehen – mit Zuversicht, Optimismus, positiver Energie und einem Herz voller Liebe.

Sonnige Grüße aus Thailand,

Eure Alina


Mehr von Alina könnt Ihr in Ihrem Blog Wanderlustbaby lesen und Ihr bestaunt Alinas tollen Fotos und Texte einfach auf Instagram.

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