Mama, hör auf zu meckern! | Das eigene Verhalten ändern und achtsam erziehen

15. Februar 2017

Wenn man so einen Post verfasst, gesteht man sich selbst schon zum Teil ein, manchmal versagt zu haben. In dem Moment in dem man sein Kind anmeckert und es überhaupt gar nicht begreift, wieso Mama gerade so reagiert, schäme ich mich selbst. Nun gibt es Tage an denen meckere ich mehr und Tage an denen meckere ich gar nicht und eins ist mir aufgefallen: ich muss MICH ändern und nicht mein Kind.

Wenn das Aufwachen schon zum Stress wird

„Schatz, lass mich schlafen – Mama ist gaaaaanz müde.“ sage ich einem bösen Ton. So fängt es ab und zu morgens bei uns an. Wieso können wir nie mal länger als die paar Stunden schlafen und denke sofort nur an mich. Gestresst noch vom Vortag und den unzähligen Emails die ich beantwortet habe und der Ärger über Kollegen die wieder irgendetwas kopiert haben, konnte ich die halbe Nacht wieder nicht schlafen. Eigentlich hatte ich gar nicht geschlafen, wenn ich ehrlich bin aber lag A. schon seit 20 Uhr seelenruhig neben mir, schlief und träumte vor sich hin. Genervt war ich trotzdem und lies es ihn spüren. Mit dieser miesen Stimmung fängt der Morgen an und der rote Faden zieht sich durch den gesamten Tag.

Was ich ändern muss?

Nicht bis in die Nacht arbeiten, auch wenn es schwer fällt. Dinge am Tag erledigen wenn mein Sohn seinen Mittagsschlaf hält und ganz wichtig: früher ins Bett gehen um mit ihm zusammen, voller Energie in den Tag zu starten. Kinder verstehen morgens noch gar nicht, dass Mama und Papa gestresst und müde vom Vortag sind.

 

Ein Termin jagt den nächsten

„Komm jetzt, Mama hat einen Termin und wir kommen schon viel zu spät.“ Ihr wollt gar nicht wissen wie oft ich das sage. Immer alles auf den letzten Drücker. In dem Moment tut es mir selbst in der Seele weh, dass ich mein Kind immer und immer wieder ermahne weiter zu laufen. Keine Zeit für das Erkunden von Blumen und Steinen. Die Mama meckert schon wieder. Es wird gehetzt und gemeckert und es bleibt keine Zeit für ein kleines Abenteuer. Unsere Kinder sehen so viel mehr als wir und wollen alles erkunden, alles anfassen und alles erleben.

Was ich ändern muss?

Zeit für uns einplanen. Dann müssen wir eben eine Stunde früher los aber dafür entspannt und mit einem glücklichen Kind. Nicht auf andere hören und im Notfall später nachkommen. Das „komm her, wir müssen weiter“ komplett aus meinem Vokabular streichen. Meist sehe ich nur mich: ich habe einen Termin, ich muss pünktlich da sein, ich, ich, ich und wo ist mein Kind? Ja, das Kind kommt mit aber bemerke ich, wie es ihm geht? Dass der Weg, ein Termin oder ein Cafébesuch unglaublich langweilig für mein Kind ist? Ich möchte nicht meinen Stress auf mein Kind projizieren und werde ihn ab jetzt alles untersuchen und entdecken lassen, ganz wie er möchte.

 

Work, Work, Work oder auch einfach: das Internet

„Gleeeeeeich, ich muss hier noch was machen. Warte doch mal kurz.“ Schnell hier noch einen Beitrag teilen, hier noch kommentieren, dort Fotos bearbeiten. Dann flattert noch eine Email rein und dann kommt noch eine Sprachnachricht einer lieben Kollegin. Um das alles abzuarbeiten bräuchte der Tag 48 Stunden. Dabei wollen unsere Kinder uns kurz etwas zeigen und uns an ihren Rollenspielen teilhaben lassen. Manchmal bin ich so gestresst, dass ich das nicht einmal wahrnehme und mit Scheuklappen umher laufe.

Was ich ändern muss?

Ich muss mir feste Zeiten einplanen. Beiträge schreiben, sobald mein Sohn Mittagsschlaf macht, Emails einmal morgens nach dem Frühstücken und abends vor dem Schlafen gehen checken und Kommentare beantworten sobald er schläft. Einen festen Plan machen, wann ich das Internet nutze und wann nicht und insgesamt viel strukturierter arbeiten. Ich will dieses Wort „warte“ nicht mehr benutzen und mir selbst weniger Stress machen. Schaffe ich es heute nicht, ist morgen auch noch ein Tag. Insgesamt will ich nichts mehr vor mein Kind stellen und es dafür anmeckern.

 

 

Ich will mir nichts vormachen

Diese Liste könnte ich noch auf ganz viele andere Situationen übertragen: über das nicht essen Wollen oder dass er unbedingt mit meinem Handy spielen möchte. An all diesen Situationen kann nur ich etwas ändern. Achtsam darauf eingehen was er möchte und Situationen vermeiden, so dass ich gar nicht auf die Idee komme zu meckern und zu motzen.

Es ist utopisch davon zu reden, dass heute der Startschuss ist und ich ab jetzt niemals mehr meckern werde. Es wird für mich ein sehr schwerer Weg, gerade weil ich selbst so erzogen wurde und es schwer für mich ist aus meiner Haut zu kommen. Für mich war es immer schrecklich angemeckert zu werden, besonders in der Öffentlichkeit und ich wollte nie selbst zu so einem Elternteil werden.

Wir müssen in dieser stressigen Welt für unsere Kinder ein Ruhepol sein und probieren alles in ihrer Geschwindigkeit wahrzunehmen und auch so zu handeln. Denn Meckern ist, in einer Art und Weise, mit Gewalt gleich zu setzen auch wenn wir uns einreden, dass es nicht so wäre. Wir leben in einem Miteinander und auch wir als Erwachsene müssen uns unseren Kindern anpassen.

 

Wie ist das bei Euch, seid Ihr die Ruhe selbst oder schimpft Ihr auch viel und bereut es anschließend?

 

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9 Gedanken zu „Mama, hör auf zu meckern! | Das eigene Verhalten ändern und achtsam erziehen“

  1. NadineChristin sagt:

    Hallo liebe Laura,
    Ich reduziere vielleicht grade deinen Beitrag auf das:“Nicht mehr auf die Idee kommen zu motzen“ und „gar nichts mehr vor mein Kind stellen“, aber ich wollte dich gerne daran erinnern, dass du natürlich auch ein Mensch mit Bedürfnissen bist und A. dass auch spüren darf. Er darf ja auch lernen, dass eure Vorhaben manchmal kollidieren und mit Frustration umzugehen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich hoffe du hast nicht gemeint, dass du in Zukunft alle unangenehmen Situationen meiden willst.

    Sonst vielen Dank für die Mühe, die du dir mit diesem Blog machst, auch wenn du manchmal eigentlich zu müde bist!

    Liebe Grüße,
    Nadine

    1. NadineChristin sagt:

      Tut mir leid, dass ich mir jetzt zwischen „Kind schläft endlich“ und „jetzt aber schnell abendessen“ so wenig Zeit für Lob genommen habe. Ich hatte nur den Eindruck dass du sehr kritisch mit dir bist und wollte dir was Beruhigendes mit auf den Weg geben. Mehr Ahnung als du hab ich natürlich nicht. Ich finds schön dass du dich so analysieren kannst!

  2. Margit sagt:

    Bei uns ist es derweilen noch so, ich bin aber auch noch in Karenz und in Ausbildung ( bald Bildungskarenz), dass ich ganz viele andere Leute anmeckere, ich es bei meinem Sohn aber recht gut schaffe, die Ruhe zu bewahren. Sicher gibt es Ausnahmen, aber die sind so wenig, dass ich mir diese auch leicht zugestehe! Ich werde sogar darauf angesprochen, warum ich denn immer so geduldig und liebevoll mit ihm bin und nicht auch mal genervt! Es fällt mir leicht mich auf ihn einzustellen – wir haben unseren eigenen Rhythmus gefunden! Ich befürchte nur, wenn der Unistress anfängt und wieder viel für meine Traumapädagogikausbildung zu tun ist, könnte sich das ändern!
    Aber es gibt auch Situationen, da muss unser kleiner Mann warten… Ich finde auch das das zum Leben gehört, aber deshalb muss ich ihn ja nicht anmeckern – ich kann ja trotzdem einfühlsam sein… „Schatz, ich mach das noch schnell fertig bis ich dich hochheben werde…“ Herzensjunge hängt am Hosenbein, schreit und zeigt an, dass er rauf will… „Das ist ja ärgerlich, dass ich dich nicht gleich hochheben kann und zuerst die Hände abwaschen muss, ich hab nämlich gerade rohes Fleisch geschnitten, weißt du? Jetzt komm hoch, ich zeigs dir…!“

  3. Mareike sagt:

    Das mit dem „Warte, Schatz – ich komme gleich. Sofort. Gleich. Noch ein bisschen warten…“ kenne ich nur zu gut von mir selbst. Noch eben schnell einen Absatz für einen Artikel fertigschreiben. Noch eben schnell die Wäsche aufhängen. Noch eben schnell hier ein bisschen was tun und dort ein bisschen was tun. Auf dem Weg zum Kinderzimmer fällt mir dann auch noch etwas ins Auge, was ich eben schnell noch machen könnte.

    Eigentlich ist das sehr unproduktiv. Denn wenn ich Benedict piepen höre, derweil ich noch schnell was machen möchte, werde ich total nervös und hektisch. Und dann dauert es noch ein bisschen länger, was mich noch ein bisschen nervöser und hektischer werden lässt, weil der Bub einen Gang zulegt, um akustisch auf sich aufmerksam zu machen.

    Aber ich arbeite daran, sprich an mir. Manchmal klappt es schon gut, etwas einfach später zu erledigen und sich erst um den Kleinen kümmern, der ja gerade mal 10 Monate auf der Welt ist . Weil (außer Artikel schreiben, wegen der Deadlines) kann eigentlich alles warten. Auch die frischgewaschene Wäsche läuft ja nicht weg.

  4. Bini sagt:

    In letzter Zeit ertappe ich mich auch viel zu oft dabei, wie ich Pauli meine Ungeduld und den Frust spüren lasse.
    Es ist so unfair den Kleinen gegenüber, da sie die Welt einfach entdecken wollen und noch so fernab des Stresses leben.
    Diese sorglose Zeit sollten wir ihnen wirklich nicht durch ewiges Gemeckere kaputt machen.

    Wir drücken Euch! <3

  5. Denise Bella sagt:

    Wie lange schläft er denn am Mittag – das was du dir vornimmst in der Mittagspause zu erledigen ist ja ein Berg. Auch Mutter sibnd wesen die Zeit brauchen. Das versteht auch ein Kind. Es ist ein Geben und Nehmen. Eine Mutter die nur Gibt, die ist irgendwann leer. UND: wennder erste Mensch der mein Kind anmeckert ein Fremder ist 8Erzieher/Lehrer) lernt es dann, dass Meckern gar nicht schlimm ist, das nach STreit auch Versöhnung kommt… Eigentlich ist es ja Schade, dass Eltern in dieser wichtigen Zeiit wirklich arbeiten müssen und sollen – Kindererziehung ist mehr als ein Hobby…

  6. Yvonne sagt:

    Hallo

    Also, diese Worte sind wirklich interessant.
    Den Tag anders zu gestalten und und und.
    Sicherlich ist es gut auf unseren Nachwuchs zu
    achten und auch, dass wir im Blick haben, wie
    es unseren Süßen geht.

    Die Welt hat sich zur Ellenbogen – Gesellschaft entwickelt. Es ist sehr schwierig gute Werte an die Kinder weiter zu geben. Einfach, weil auch gesunder Egoismuss wichtig ist. Denn sonst würde der kleine Mensch, den wir in unserer Obhut haben, schamlos ausgenutzt und psychisch kaputt gehen.

    „Immer“ nur meckern ist ganz sicher nicht gut oder richtig. Aber die Süßen müssen auch damit lernen klar zu kommen. Ganz ehrlich, mein Schützling fordert sogar Momente in denen er lernen kann, trotz Fehlern zu sich zu stehen und sein Selbstbewustsein nicht zu verlieren.
    Das gehört auch zu wichtigen Werten, wie ich meine. Fehler zugeben, daraus lernen und das Beste daraus machen, was dadurch entstanden ist.
    „Immer locker weiter!“ 😉

    Nein sagen, will auch gelernt sein. Denn heut zu tage kann sich der Meiste nicht aussuchen, wann eibw wichtige E-Mail beantwortet wird und wann deswegen auch mal sofort zurück geschrieben werden muss.
    Doch…Facebock und co. gehört wirklich „nur“ in die Freizeit. Es sei denn, man will diese Freizeit wegen zb. einer Gratulation über besagte Medien absenden, weil es aus, welchem Grund auch immer, persönlich oder per Telefon nicht geht.

    Ich habe übrigens auch so meine Mecker – Tage. Es ist ganz normal und es ist ok. Es ist nicht jeder Tag gleich und so wird es unserem Nachwuchs auch später gehen.
    Es wäre schon komisch, wenn die Menschen auf einmal anfangen immer zu lächeln und immer freundlich und gut gelaunt sind. (????)

    Wichtig ist dem Kind so viel wie möglich zu erklären und sich ggf. im richtigen Moment daran zu erinnern, wenn man erklärt hat…“heute geht es nicht, morgen wieder, weil…“…dann muss es aber auch so eintreten oder es liegt wirklich ein gaaanz wichtiger anderer Grund im Weg, dass das „Morgen“ nicht klappt. Allerdings muss dann wieder und so autentisch wie es nur geht, erklärt werden, warum und weil…und die Entschuldigung und der neue Termin dafür, dürfen nicht fehlen.

    Mamas sind auch nur Menschen. Auch wenn uns die Kleinen so hoch heben und manchmal sogar als Helden benennen. Doch ist es so, dass wir ebenso Fehler machen und ebenso manches Mal etwas vergessen und und und es sicherlich nicht extra machen, weil wir unsere Kinder so gerne ärgern. „Nein“

    Wenn wir mal einen Handy – Tag haben, wieso auch immer, dann baut die Kinder soweit möglich mit ein.
    Wenn sie erwas zeigen wollen…ja!…dann schaut hin!!! Tippen könnt ihr danach wieder. Die Nachricht läuft nicht weg und dass jemandem etwas komisches passiert ist, kann man später auch noch lesen und es kommentieren.
    Das Kind entdeckt etwas (vielleicht für es was neues), ist stolz darüber es zu sehen und zu begreifen und möchte es im hier und jetzt mit dir teilen. (!!!!) Mit all den schönen Gefühlen und dem (ich mache gern nen Witz, weil ich Mama so gern lachen sehe) Ding und auch um zu lernen. Was interessiert Mama, was hält sie davon, weiß ich etwas noch nicht, erklärt sie mir dazu noch etwas……etc.

    Ich bin auch nur ein Mensch. Mit Mecker-Tagen und Schwächen und Fehlern und und und. Aber ich stehe dazu und achte auf mich und mein Kind um ihm das Leben so gut wie ich kann bei zu bringen. Denn genau das habe ich als Kind nicht gelernt. Meine Mutter hat uns in ein Glashaus gesetzt. Sie hatte ihre Gründe. Aber für mich ist es ein echt hartes Stück gewesen (und auch jetzt zwischendurch noch ganz kurz) in das echte wirkliche reale Leben zu finden, ohne mich schlecht, traurig, aufgewühlt, durcheinander, überfordert und müde zu fühlen. 🙂

    Häng dir ein Schild auf und lies es so oft du kannst…
    „Bleib locker und mach das Beste daraus!“
    „Kinder brauchen Grenzen, ohne sie, irren sie herum!“
    „Wir sind die Vorbilder unserer Nachwelt!“
    „Nein, heißt nicht unbedingt, Kein oder Nie!“
    „Hetzte nicht durch das Leben, sonst hetzt es dich!“
    „Nimm dir so viele Auszeiten, wie du brauchst.
    DU DARFST!“
    „Schließe deine Augen und stell dir vor ,du, landest auf einem fremden Planeten….Das fühlt dein Kind!“

    Ich möchte nicht predigen…ich bin selbst gerade beim Elternchoaching. Ich bin seit dem viel glücklicher und entspannter geworden 🙂

    Alles liebe an alle Eltern und besonders die (sorry) Alleinerziehenden!!!!!! 😉

  7. Nadine Bieletzki sagt:

    Danke für diesen tollen Text. Ich lese sowas sehr gerne, weil es mich dann immer wieder daran erinnert, wie kostbar die Zeit mit den Kindern ist und man sie mit spielen und toben oder kuscheln nutzen sollte. Es ist immer ein Spiegel den ich vorgehalten bekomme und macht mich achtsamer. Vielen Dank!

  8. Christiane sagt:

    Hallo,
    dieser Artikel sprach mir aus der Seele.
    Ich habe gemeinsam mit meinem Mann
    Vier Kinder durch diese stressige Zeit gebracht.
    Ich weiß, wie schwer es ist alles im Auge zu behalten,
    Um alles irgendwie zu schaffen…….
    Heute sind unsere Kinder erwachsen und wir sind stolz auf drauf dass, was hinter uns liegt.
    Ich arbeite in einer Kita und mache heute den jungen Müttern Mut. Begleite sie und unterstütze sie. Das macht mir viel Spaß. Einiges hätte ich früher gern anders gemacht,
    aber es gab für mich keinen großen Spielraum.
    Oft fühlte ich mich wie ein Hamster im Rad.

    Heute lese ich gern eure Artikel. Ich finde mich dort wieder und freue mich.

    Ich möchte noch einen lieben Gruß an alle jungen Eltern schicken und sie motivieren jede frei Minute mit ihren Kindern zu verbringen. Der jeder Tag ist einzigartig und jeder Tag mit einem Kind wundervoll.
    Und kein Tag kommt ein zweites mal.

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