Deine Stillgeschichte | Von der Sonde zur Brust

20. November 2016

„Heute geht es in die zweite Runde „DEINE STILLGESCHICHTE“! Diese Mama möchte gern anonym bleiben und ihre bewegende Geschichte mit Euch teilen. Diese Geschichte zeigt einmal wieder, dass die richtige Beratung und Hilfe einem die Kraft geben kann alles zu schaffen. Ich habe mal wieder Tränen in den Augen wenn ich von diesem Schicksal lese und bin wirklich gerührt und stolz, dass es solche Kämpferinnen unter uns gibt und bedanke mich für jede Geschichte die ich auf meinem Blog veröffentlichen kann. Solange es nur einer Frau hilft sich nicht beirren zu lassen und sie dazu bringt sich die richtige Hilfe zu holen, hat es sich schon gelohnt!

 

Von der Sonde zur Brust

Hallo. Ich bin 29 Jahre alt, verheiratet und habe einen kleinen Sohn, der am 10.08.2015 das Licht der Welt erblickte. Gemeinsam wohnen wir in einem kleinen Eigenheim in Schleswig-Holstein.

Das ist meine Stillgeschichte…

Sie beginnt zweieinhalb Monate früher, als sie eigentlich beginnen sollte. Mein Sohn musste zehn Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. Er wog nicht einmal 1,5 kg und musste künstlich beatmet werden, weil die Lungen zu unreif waren. Ich hatte eine schwere Präeklampsie und mein Zustand wurde innerhalb kürzester Zeit so schlecht, dass es keine andere Möglichkeit gab, als den kleinen Mann auf die Welt zu holen.

 

In der Schwangerschaft habe ich mir nie wirklich Gedanken über das Stillen gemacht. Irgendwie war klar, dass ich es mache. Doch nun lag ich da. Die ganze Nacht musste ich auf der Intensivstation bleiben. Nur ein Foto von meinem kleinen Wurm auf dem Nachttisch. Keine Ahnung wie es weiter geht. Irgendwie konnte man alles nicht begreifen und alles war zu viel. Wie er ernährt wird? Natürlich per Sonde und das für die nächsten Wochen.

 

„Das Kolostrum ist sehr wichtig. Und wenn es nur ein paar Tropfen sind“

Schon nach wenigen Stunden kam eine Schwester mit einer Milchpumpe zu mir. Ich konnte kaum die Augen aufhalten vor Erschöpfung, sollte aber mit dem Abpumpen anfangen. „Das Kolostrum ist sehr wichtig. Und wenn es nur ein paar Tropfen sind“, sage sie mir. Ich überlegte keine Minute und ließ mir alles zeigen. Von diesem Moment an, war das monoton pumpende Gerät mein bester Freund. Ich weiß noch, wie wir und die Schwestern uns wie verrückt gefreut haben, als die ersten Tropfen kamen, die erste Spritze voll war und dann die erste Flasche. Es lief super. Aber es ist natürlich nicht das, was man sich wünscht. Alle drei Stunde, auch nachts, musste ich abpumpen. Aber das Gefühl, sein hilfloses Baby, dem man im Inkubator nicht einmal Nähe geben kann, wenigstens ernähren zu können, war großartig. Meine kleine Maus hatte allerdings mit der Verdauung wahnsinnig zu kämpfen. Einzelne Milliliter waren es, die man am Anfang in seinen Magen spritzte und selbst die konnten anfangs kaum verdaut werden.

 

„Geht das? Ein Frühchen stillen?“

Die Wochen vergingen. Die Trinkmenge vom Kleinen steigerte und steigerte sich. Irgendwann kommt man an einen Punkt, wo man überlegt, wie es wohl weiter gehen wird. Geht das? Ein Frühchen stillen? So ein schwaches kleines Wesen? – Ja! Nach einiger Zeit hieß es. „Legen sie ihn immer und immer wieder an, auch wenn er nicht trinkt. Er gewöhnt sich dran und irgendwann wird er saugen können.“ Und tatsächlich. Nach Versuchen und Versuchen, merkte man irgendwann, dass er etwas trinkt. Wir mussten ein Stillhütchen benutzen, damit er es nicht so schwer hat, aber es funktionierte. Er wurde immer vor und nach dem Stillen gewogen, damit man wusste, wie viel er per Sonde nachgespritzt bekommen musste. Am Anfang waren es „lächerliche“ fünf Milliliter, die er trank. Doch nach Tagen und Wochen haben wir es geschafft, dass er komplett gestillt wurde. Das war circa sieben Wochen nach der Geburt. Es war anstrengen, kräftezehrend und lehrreich. Ich glaube niemand sonst hätte mir so gut beibringen können, geduldig zu sein. Und das kann man nur jeder Mama raten, die stillen möchte: Sei geduldig!

Nach ein paar Monaten hatten wir einen Termin beim Kinderkardiologen und wurden gefragt, ob wir etwas zu trinken für ihn dabei haben, weil es etwas dauern wird. Ich sagte dann, dass ich stille und somit immer alles dabei habe. Seine Antwort war: „Mensch, da können sie sich aber auf die Schulter klopfen. Das klappt ja nicht bei vielen Extremfrühchen.“ Für mich war es selbstverständlich, was ich tat. Doch vielleicht können wir beide ja wirklich ein bisschen stolz auf uns sein.

 

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DEINE GESCHICHTE

Habt Ihr auch Interesse Eure Geschichte zu erzählen? Meldet Euch bitte unter info@trendshock.de – Euer Beitrag sollte mindestens 400 Wörter haben, Ihr als Autorin solltet Euch einmal kurz vorstellen und wenn möglich auch ein paar Bilder. Jedoch sind Bilder kein Muss! 

Es kann alles anonym sein oder unter Eurem Namen, Instagramaccount oder Blog. Ich freue mich! #STILLSONNTAG

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4 Gedanken zu „Deine Stillgeschichte | Von der Sonde zur Brust“

  1. Margit sagt:

    Beeindruckend wie du gekämpft hast! Ich bin in Gedanken bei euch! Lg

    1. Laura sagt:

      Hey Margit,

      vielen lieben Dank für Dein Kommentar – die Autorin wird sich bestimmt sehr freuen ❤️

  2. Theresa sagt:

    Liebe Frühchen-Mama,
    deine Geburts- und Stillgeschichte ähnelt sehr der meinen (hatte ein HELLP-Syndrom) und hat mich sehr berührt. Wir können stolz auf uns und unsere Babys sein, dass wir so sehr fürs Stillen gekämpft haben (und natürlich darf man hierbei die kompetente und aufbauende Beratung und Unterstützung der Hebammen und Stilberaterinnen nicht vergessen)!
    Alles Gute für euch!

    1. Laura sagt:

      Liese Theresa,

      vielen lieben Dank für Deine netten Worte – die Autorin wird sich sicherlich sehr freuen <3

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